Dunkelheit kann nicht ohne Helligkeit bestehen. Und hell ist es nur, wenn es in Kontrast zur Dunkelheit steht. Das ist das Prinzip von Yin und Yang, zwei gegensätzliche und sich zugleich ergänzende Elemente. Yin kann nicht ohne Yang existieren, ebenso wenig wie Yang ohne Yin.
Kalt, dunkel, passiv, langsam, nach innen gerichtet – all das sind Eigenschaften, die einen Yin-Charakter aufweisen.
Warm, hell, aktiv, schnell, nach außen gerichtet – diese Eigenschaften finden wir im Yang.
Beide Elemente wohnen uns und allen Dingen inne. Sie sind wichtiger Bestandteil des Daseins, und gleichermaßen wertvoll. Wie unser Dasein verändern sich auch Yin und Yang. Wir sind im stetigen Fluss – und so verändern sich stets auch die Yin- und Yang-Anteile in uns.

Alle Anteile in uns sind wertvoll und wichtig
In der heutigen westlichen Welt sind und leben wir sehr im Yang: in der Bewegung und Schnelllebigkeit, in der Arbeit und Leistung. Wir richten unsere Aufmerksamkeit ins Außen, und vergessen dabei manchmal, unser Inneres vollumfänglich zu betrachten. Und wenn sich unser Blick nach innen richtet, neigen wir dazu uns am liebsten nur den hellen Seiten zuzuwenden: der Lebensfreude, der Positivität und Leichtigkeit. Unsere dunklen Seiten möchten wir lieber meiden und manchmal auch leugnen: die innere Einkehr, der Rückzug, negative Gedanken oder gar Empfindungen wie Wut und Verzweiflung – wie anstrengend! Dabei gehören auch diese Anteile zu uns, sie machen uns zu dem Menschen, der wir eben sind und gerade deshalb, sind alle unsere Anteile so wertvoll und wichtig. Es kann heilsam sein, sich allen Anteilen in uns zuzuwenden. Denn dann, können wir wahrhaftig sein – und uns bedingungslos, mit all unseren Facetten wertschätzen und lieben lernen.
Wenn wir nur im Yang verweilen, kommen wir aus dem Gleichgewicht. Dann machen sich die Yin-Anteile in uns bemerkbar, um die Balance wiederherzustellen. Krankheit, Erschöpfung, Schlaflosigkeit, Wut, Aggressivität, Überlastung, Konflikte, Lustlosigkeit und innere Leere können die Konsequenz sein. Meine Intention mit yourbe.yin ist, dass wir unseren Yin-Anteile den angemessenen Raum geben, um in Balance zu bleiben.
Mehr Balance durch radikale Akzeptanz

Radikale Akzeptanz ist hier ein Stichwort. Die Realität und das eigene Sein radikal zu akzeptieren, so wie sie ist, mit all den Höhen und Tiefen. Das ist nicht immer leicht. Doch wir können uns darin üben, immer wieder zurückzukehren zu uns und in das Hier und Jetzt, wir können immer wieder versuchen, uns ehrlich und offen unseren Empfindungen zuzuwenden und uns selbst zuzuhören. Das ist natürlich nichts, was über Nacht passiert, vielmehr ist es ein lebenslanger Prozess. Und gerade für Menschen mit tiefen, vielleicht traumatischen Erfahrungen oder mit körperlichen oder psychischen Belastungen, ist dieser Weg besonders sensibel.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich bei yourbe.yin keine fachärztlichen oder psychotherapeutischen Leistungen anbiete.*
Nichtsdestotrotz können innere Achtsamkeit, radikale Akzeptanz und Selbstfürsorge gerade für Menschen mit sensiblen Themen sehr unterstützend wirken. Ein gutes Beispiel ist hier Marsha M. Linehan, die Begründerin der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT), die sich insbesondere bei Borderline-Persönlichkeitsstörungen (BPS) als effektiv erwiesen hat. Linehan litt in ihren jungen Jahren selbst unter starken psychischen Belastungen und war lange in unterschiedlichen Kliniken in Behandlung. Ihre Geschichte hat mich sehr berührt und ist in dieser Weise ganz besonders: Denn Linehan war in einer Zeit in therapeutischer Behandlung, als der Fachwelt noch wenig über BPS bekannt war und Betroffene nicht selten eine Schizophrenie angehaftet wurde, mit (heutzutage nicht mehr angemessenen) entsprechenden Behandlungsformen wie der Elektrokonvulsionstherapie (Elektroschocktherapie).
Viele Jahre wussten die Ärzt:innen nicht viel mit Linehan anzufangen und konnten ihr nicht wirklich helfen, bis sie selbst eine Entscheidung für sich traf: ich werde mich selbst heilen. Mit dieser Entscheidung für sich und für ihr Leben, schaffte sie es, ihren eigenen Weg und Umgang mit ihrer psychischen Belastung zu finden – und entwickelte schließlich die DBT, die mittlerweile mit als effektivste Behandlungsform bei BPS gilt. Was für eine hoffnungsvolle Geschichte, wie ich finde. Denn sie zeigt, dass es für jede:n von uns Möglichkeiten des Umgangs mit inneren Herausforderungen geben kann.
Was sind deine Gedanken zu dem Thema Yin und Yang, auch aus einer westlichen Perspektive? Wie viel Raum gibst du deinen "Yin-Anteilen"? Braucht es das deiner Meinung überhaupt? Inwiefern nimmst du bei dir oder bei anderen hier eine Disbalance wahr, oder vielleicht auch nicht? Und wenn du den Text liest: Was siehst du möglicherweise ähnlich und was eher kritisch? Welche Gedanken kommen dir zu der Geschichte von Marsha M. Linehan? Was möchtest du dahingehend vielleicht ergänzen? Ich freue mich auf dein Feedback! Schreibe dafür gerne einen Kommentar unter diesen Blogbeitrag oder kontaktiere mich über das Kontaktformular.
In Liebe,
Anna
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